Eltern tun gut daran, den Vermögensaufbau ihrer Kinder frühzeitig zu starten.

So legen Eltern den Grundstein für den Vermögensaufbau ihrer Kinder 

Lars Gabriel Meier 7 Minuten

Kinder starten ohne eigenes Vermögen ins Leben. Um ihnen später finanzielle Freiräume zu ermöglichen, sollten Eltern daher frühzeitig für die Zukunft des Nachwuchses vorsorgen. Mit dem folgenden Überblick über die verschiedenen Anlagearten in der Schweiz sowie praktischen Tipps vom Experten gelingt der Vermögensaufbau für Kinder. 

Vermögensaufbau für Kinder lohnt sich früh

Frühzeitig für den Vermögensaufbau des Nachwuchses Geld zu sparen oder anzulegen zahlt sich langfristig aus: «Eltern schaffen sich und den Kindern finanzielle Spielräume für Ausbildung, Studium, Fahrschule oder erste grosse Anschaffungen und vermitteln gleichzeitig den Wert von finanzieller Vorsorge», sagt Thomas Vogel, Leiter Sales- & Segmentsmanagement Privat- & Gewerbekunden, bei der Luzerner Kantonalbank.

Der frühzeitige Start zahlt sich aber noch aus einem weiteren Grund wortwörtlich aus: «Je früher Eltern beginnen, desto stärker profitieren sie vom Zinseszinseffekt», begründet der Experte. «Selbst kleine regelmässige Beträge können über viele Jahre zu einem relevanten Startkapital heranwachsen.»

Gängige Anlagearten in der Schweiz

In der Praxis gibt es verschiedene Möglichkeiten, um mit dem Vermögensaufbau für den Nachwuchs zu beginnen. Je nach Anlageform unterscheiden sich Chancen, Risiken und die mögliche Rendite dabei erheblich. «Eltern, die für ihre Kinder investieren möchten, sollten darauf achten, sowohl Sicherheit als auch Renditechancen in ihrem Portfolio zu berücksichtigen», merkt Thomas Vogel an. «Hilfreich ist es, zunächst ein Anlegerprofil zu erstellen, damit die gewählten Anlagekategorien auch zur eigenen Risikobereitschaft passen.»

Der folgende Überblick zeigt die gängigen Anlagearten in der Schweiz und soll dabei helfen, die passende Strategie für den Vermögensaufbau für den Nachwuchs zu finden.

1 – Klassische Bankkonti

Sparkonto

Ein Sparkonto bietet ein sehr hohes Mass an Sicherheit – allerdings ist die Rendite minimal. Dafür sind die Einlagen jederzeit verfügbar, wodurch es sich besonders für kurzfristige Mittel oder als leicht zugängliche Rücklage eignet.

Kinderkonto

Ein Kinderkonto wird auf den Namen des Kindes geführt und von den Eltern verwaltet. Mit automatischen Sparplänen können regelmässig kleine Beträge eingezahlt werden. Auf diese Weise entsteht ein sicheres und planbares finanzielles Polster für die Zukunft des Kindes.

Festgeldkonto

Bei einem Festgeldkonto wird das Geld für einen vorher festgelegten Zeitraum angelegt. Weder Ein- noch Auszahlungen sind währenddessen möglich. Sowohl die Höhe der Zinsen als auch die Laufzeit sind von Beginn an fest vereinbart. Dadurch eignet sich das Festgeldkonto besonders für langfristige, planbare Geldanlagen.

Im folgenden Artikel werden die Alternativen zum Sparkonto vertieft erklärt.

2 – Wertpapiere

Aktien

Mit dem Kauf einer Aktie beteiligt man sich am Eigenkapital eines Unternehmens und wird somit Miteigentümerin oder Miteigentümer. Gewinne können durch Kurssteigerungen oder Dividenden erwirtschaftet werden. Handkehrum besteht das Risiko, dass der Wert der Aktie sinkt, wenn das Unternehmen schlecht wirtschaftet.

Obligationen

Eine Obligation – auch Anleihe oder Bond genannt – ist ein Darlehen an ein Unternehmen beziehungsweise bei Staatsanleihen an ein Land. Im Gegenzug erhält man Zinsen. Die Laufzeit ist fix. Am Ende wird das Kapital zurückgezahlt. Obligationen können jedoch – ähnlich wie Aktien – während der Laufzeit an der Börse gehandelt werden und somit auch vor Ablauf der Laufzeit den Besitzer beziehungsweise die Besitzerin wechseln. Obligationen gelten bei bonitätsstarken Emittenten als vergleichsweise stabile und risikoärmere Anlageinstrumente. Sie können helfen, ein Portfolio zu stabilisieren, aber die Rückzahlung ist nicht absolut garantiert und Zins- sowie Kursrisiken bleiben bestehen.

3 – Fonds und ETFs

Fonds

Ein Fonds ist eine professionell verwaltete Sammlung verschiedener Anlagewerte. Dabei kann breit über verschiedene Anlageklassen, Regionen oder Branchen investiert werden oder gezielt nach bestimmten Themen – zum Beispiel Nachhaltigkeit. Durch die breite Streuung verringert sich das Risiko im Vergleich zu Einzelanlagen. Auch hier ist der Einstieg auch mit kleinen Beträgen möglich.

ETFs

Bei ETFs (Exchange-Traded Funds) handelt es sich um passiv verwaltete, indexbasierte Fonds. Sie sind kostengünstig, flexibel und eignen sich gleichermassen für den langfristigen Vermögensaufbau, zum Beispiel als Teil eines Kinderdepots. Der Unterschied zu klassischen Fonds besteht darin, dass mit ETFs die Wertentwicklung eines Index – wie beispielsweise den Swiss Performance Index (SPI) – nachgebildet wird, während klassische Fonds sich auf einzelne Themen fokussieren und aktiv verwaltet werden, um durch gezielte Anlageentscheidungen eine höhere Rendite zu erzielen.

Im folgenden Experteninterview zu ETFs erfahren Eltern mehr darüber, wie sie diese Anlageform für den Vermögensaufbau ihrer Kinder nutzen können.

4 – Immobilien, Sachwerte und Rohstoffe

Immobilien

Bei Immobilien investieren Anlegerinnen und Anleger direkt in Häuser, Wohnungen oder Grundstücke. Im Zuge dessen kann man von Wertsteigerungen und Mieteinnahmen profitieren. Immobilien gelten als stabile Anlageform, erfordern jedoch in der Regel ein hohes Kapital.

Eine weit verbreitete Form von Immobilieninvestition von Privatanlegerinnen und Privatanlegern ist das selbstbewohnte Wohneigentum. Eine weniger kapitalintensive Variante sind Investitionen in Immobilienfonds.

Sachwerte

Damit sind physische Vermögenswerte wie Kunstwerke, Antiquitäten oder andere reale Güter gemeint. Sie können das Portfolio diversifizieren und bieten langfristig Wertbeständigkeit. Man muss sich aber bewusst sein, dass der Wert von Sachwerten stets von Seltenheit, Zustand und Nachfrage abhängt und daher stark schwanken kann.

Rohstoffe und Edelmetalle

Rohstoffe und Edelmetalle wie Gold oder Silber können das Portfolio zusätzlich absichern. In der Schweiz erfreut sich zum Beispiel das Goldvreneli besonderer Beliebtheit als langfristige, physische Anlage. Kursschwankungen sind möglich, doch auf lange Sicht haben Rohstoffe und Edelmetalle oft ihren Wert behalten oder gesteigert.

Sammlerstücke

Im Unterschied zu allgemeinen Sachwerten wie Kunstwerken oder Antiquitäten, die vor allem über ihre Substanz und den Marktwert Stabilität bieten, sind Sammlerstücke Gegenstände, deren Wert stark von Seltenheit, Sammlerinteresse und Nachfrage bestimmt wird. Dazu zählen zum Beispiel seltene Münzen oder Briefmarken. Allerdings lassen sich Sammlerstücke oft nur schwer und nicht schnell wieder verkaufen und die Preisentwicklung ist schwer vorhersehbar.

5 – Kryptowährungen und -assets

Bei Kryptowährungen handelt es sich um digitale Zahlungsmittel, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Sie bieten die Möglichkeit hoher Renditen, bergen aber gleichzeitig ein hohes Risiko durch starke Kursschwankungen.

Zudem muss man sich bewusst sein, dass Kryptowährungen nicht den gleichen rechtlichen Vorschriften wie klassische Bankprodukte unterliegen. Somit eignen sich Kryptowährungen eher für Anlegerinnen und Anleger mit hoher Risikobereitschaft.

Im folgenden Artikel finden Eltern eine verständliche Erklärung zu Kryptowährungen für Kinder.

Vermögensaufbau: wie soll ich nun Geld anlegen?

Obenstehende Aufstellung zeigt die verschiedenen Möglichkeiten. Um zu erkennen, welche Option am besten zum eigenen Ziel passt, lohnt sich ein Blick auf Thomas Vogels Einschätzungen. «Mit Blick auf den Zeithorizont gilt: Je weiter dieser in der Zukunft liegt, desto stärker darf der Anteil an Aktien ausfallen. Denn über einen langen Zeitraum lassen sich Marktschwankungen in der Regel besser ausgleichen», so der Experte. «Besonders sinnvoll sind regelmässige Einzahlungen, da sie nicht nur Kontinuität schaffen, sondern auch den sogenannten Durchschnittspreiseffekt ermöglichen.»

Besonders attraktiv für Familien sind laut Thomas Vogel Fondssparpläne. Mit diesen lassen sich bereits ab kleinen Beiträgen in unterschiedliche Fonds investieren: «Mit konstanten Beträgen erwerben Eltern mal mehr, mal weniger Anteile, abhängig vom Kursniveau. Auf lange Sicht entsteht dadurch ein günstiger Durchschnittspreis.»

Was Chancen und Risiken angeht, so bewertet der Experte sie folgendermassen: «Die Chancen liegen klar in den langfristigen Renditemöglichkeiten von Aktien und Fonds, während die Risiken vor allem in kurzfristigen Kursschwankungen und einer zu riskanten Anlagestruktur bestehen.»

Die ersten Schritte zum Vermögensaufbau für Kinder – Expertentipps von Thomas Vogel

Falls Eltern sich das erste Mal mit stukturiertem Anlegen befassen, lohnt sich eine professionelle Bankberatung.

In der Umsetzung sind das die ersten Schritte:

  1. Anlageziel und Zeithorizont festlegen
  2. Monatliche Sparrate definieren
  3. Passende Produkte auswählen – je nach Risikoprofil
  4. Automatisierte Sparpläne einrichten, um Disziplin sicherzustellen

Grundsätzlich reicht danach ein Check einmal pro Jahr, um die gewählten Anlagen zu überprüfen oder anzupassen. Anpassungen sind sinnvoll, wenn sich Lebensumstände ändern – beispielsweise Einkommen oder Anlageziel – oder aber das Kind älter wird und der Anlagehorizont kürzer wird. Wichtig ist, nicht auf kurzfristige Marktschwankungen zu reagieren, sondern langfristig konsequent zu bleiben.