Der Jugendlohn steuert dazu bei, dass Kinder den Umgang mit Geld erlernen. Nur was, wenn das Geld zu wenig wird? Und wie gehe ich als Eltern vor, wenn ein Lehrlingslohn dazu kommt? Um Spannungen in der Familie zu vermeiden, hilft es als Eltern Grenzen aufzuzeigen.
Mit dem Jugendlohn gezielt Lebenskosten selbst übernehmen
Das Prinzip des Jugendlohns ist einfach erklärt: Eltern zahlen ihren Kindern eine fixe monatliche Summe Geld, mit der die Kinder fortan gewisse anfallenden Lebenskosten selbst tragen. Neben Freizeitausgaben muss der oder die Jugendliche nun auch für eigene Lebenskosten, wie zum Beispiel Kleider oder das Handy-Abo, aufkommen.
Unter- und Obergrenzen des Jugendlohns kennen
Die Höhe des Jugendlohns sollte sich stark von der des Sackgeldes unterscheiden. Schliesslich muss der Teenager mit einem Jugendlohn deutlich mehr Dinge selbst bezahlen. Mit einem grösseren Betrag hat das Kind am Ende des Monats unter Umständen auch einen kleinen Batzen zum Sparen übrig, das fördert den Sinn für die eigene Finanzplanung.
Der Jugendlohn sollte aber tiefer sein als ein späterer Lehrlingslohn – die Teenager brauchen schliesslich einen Anreiz zur Ausbildung. Um den geeigneten Betrag festzulegen, sollten Eltern festhalten, was sie für das Kind bisher ausgegeben haben. Es ist wichtig einen Betrag zu wählen, der einerseits die Grundbedürfnisse deckt, aber auch ins Familienbudget passt.
Konkrete Vorgaben zur Höhe des Jugendlohns gibt es dennoch nicht. Schliesslich soll die Summe ins Familienbudget und zu den individuell vereinbarten Bedingungen passen. Aus einer Studie des Vereins Jugendlohn geht hervor, dass bei der Einführung des Jugendlohns rund die Hälfte aller Kinder zwischen 100 und 200 Franken bekommen. Jeder fünfte Jugendliche erhält eine monatliche Summe zwischen 200 und 300 Franken.
Der Umgang mit Geld erfordert einen Lernprozess
Kommt der Jugendliche mal nicht mit seinem Jugendlohn aus, sollten Eltern nicht verzagen. Bei der Budgetplanung handelt es sich für den Nachwuchs um eine neue Aufgabe.
Falsch ist es, in solchen Situationen das Erziehungsmodell zu hinterfragen oder mit einer Aufstockung finanzielle Lücken zu stopfen. Das Kind darf auch mal Fehler machen – es befindet sich im Lernprozess. Denn nur wer Fehler macht, kann in der Zukunft daraus lernen, rät der Verein Jugendlohn. «Hat ein Kind Fehlentscheidungen getroffen, sollten die Eltern es dabei unterstützen, das Problem selbst zu lösen. Aber sie sollten kein Geld geben», sagt Urs Abt, der Entwickler des Jugendlohns.
Kurzinterview mit Urs Abt, Entwickler des Jugendlohns
In welchen Situationen kommt es dazu, dass der Jugendlohn nicht reicht?
Zu Beginn des Jugendlohns kann es zu Fehlentscheidungen kommen. Jugendliche kaufen sich teure Dinge, und haben dann kein Geld für notwendige Anschaffungen. Sie müssen ja erst lernen, mit dieser neuen Freiheit umzugehen. Eine andere Ursache kann sein, dass das Kind einen massiven Wachstumsschub durchlebt und ihm alles zu klein wird. Für diesen Fall ist es gut, wenn das Kind mit einer einfachen Zusammenstellung aufzeigen kann für welche Dinge es viel Geld ausgeben musste.
Wie sollten Eltern in diesem Fall am besten vorgehen?
Hat ein Kind Fehlentscheidungen getroffen, sollten die Eltern es dabei unterstützen, das Problem selbst zu lösen. Aber sie sollten kein Geld geben. Besser hilft in solchen Fällen, wenn das Kind mit einfachen Aufgaben oder Arbeit selber Geld verdienen kann, zum Beispiel mit Botengängen oder Kinderhüten in der Nachbarschaft. Aus Fehlern lernt man. Es wird sich das Geld das nächste Mal besser einteilen. Bei Wachstumsschüben kann der Jugendlohn auch mit einer Zulage ergänzt werden.
Was sind die häufigsten Fehler, die Eltern beim Jugendlohn vermeiden sollten?
Viele Eltern finden, Kinder sind mit 12 Jahren noch zu klein für den Jugendlohn. Unsere Erfahrung ist, dass Jugendliche mit 12 Jahren sehr gut mit Geld umgehen können. Sie sind vorsichtig. Und stolz auf die Verantwortung. Ein paar Jahre später steigen die Konsumwünsche der Kinder markant an. Das macht es schwieriger den Jugendlohn einzuführen. Zudem ist die Beziehung zwischen Kindern und Jugendlichen mit 12 Jahren meistens noch sehr gut. Die Einführung des Jugendlohns ist damit einfacher als später, wenn die Pubertät die Beziehung belastet.
Wichtig ist, dass die Eltern ihr Kind in dem Lernprozess begleiten. Um es längerfristig beim Haushalten bestmöglich zu unterstützen, können Eltern mit ihm zum Beispiel auch Budget-Apps, wie Daily Budget oder die App von Budgetberatung.ch einrichten.
Den Jugendlohn den Lebensumständen anpassen
Spätestens wenn das Kind eine Lehre beginnt, ist es an der Zeit, den Jugendlohn zu überdenken. Denn in der Regel löst der Lehrlingslohn den bisherigen Jugendlohn ab. Wählt das Kind einen weiteren Bildungsweg, wie zum Beispiel das Gymnasium oder beginnt ein Studium, kommen oftmals neue Kostenaufwände hinzu. Dazu gehören die Fahrtkosten oder das Mittagessen auswärts. Dann macht es Sinn, die Kosten neu zu errechnen und den Jugendlohn gemäss den Ausgaben anzupassen.
Wichtig ist, Eltern sollten den Jugendlichen beim Jugendlohn genügend Freiraum zum Experimentieren lassen. Ist ein Jugendlohn definiert, darf das Kind auch mal ruhig für ein Jahr damit wirtschaften. Danach kann ein Gespräch über das Auskommen mit dem festgelegten Betrag hilfreich sein, um zu ermitteln, ob der Betrag den Bedürfnissen tatsächlich entspricht.
Tipps für den Umgang mit dem Jugendlohn:
- Zeigen Sie Ihrem Kind Apps, mit denen es sein monatliches Budget planen kann.
- Geben Sie Ihrem Kind ein Jahr Zeit, mit dem Jugendlohn zu wirtschaften. Nach dieser Phase ist ein Gespräch über den Betrag und die Bedürfnisse sinnvoll.
- Evaluieren Sie die Summe neu, wenn sich die Bedürfnisse oder das Umfeld des Kindes ändern.
Mehr Informationen
Hilfreiche Tipps fürs Familienbudget bietet die Webseite der Budget- und Schuldenberatung Aargau-Solothurn. Spezifische Informationen zu Kindern und Umgang mit Geld finden Sie hier.
Weitere Tipps sowie Vorlagen zum Jugendlohn finden Sie beim Verein Jugendlohn.