Ständige Diskussionen um Sackgeld sind mühsam, aber besonders mit Teenagern lassen sie sich kaum vermeiden. Ein Jugendlohn als Alternative zum Taschengeld für Jugendliche kann Abhilfe schaffen und bietet die Möglichkeit, den Umgang mit Geld selbständig zu erlernen.
Was ist ein Jugendlohn?
Der Jugendlohn folgt einem einfachen Prinzip: Statt dem normalen Sackgeld zahlen die Eltern ihrem Kind jeden Monat einen fixen Betrag aus. Dieses Geld muss es selbständig verwalten und damit einzelne Kosten des Alltags selbst bezahlen, welche die Eltern bisher übernommen hatten. Zum Beispiel für Kleider, den Coiffeur, das Handy-Abo, neue Schuhe oder Kinotickets. «Mit Sackgeld lernen Kinder den ersten Umgang mit Geld. Es ist wichtig, dass Sackgeld einen bestimmten Zweck hat. Es kann für Vergnügen, Sparen, Kleider oder andere Dinge verwendet werden. Ab 12 Jahren wird ein Jugendlohn empfohlen. Das Prinzip des Jugendlohns ist einfach: Jugendliche erhalten monatlich einen fixen Betrag, mit dem sie selbständig bestimmte Lebenskosten verwalten müssen. Jugendliche lernen dadurch, dass Geld nicht nur für Vergnügen da ist, sondern damit auch eine Verantwortung einhergeht», sagt Nicole Gysin, Vize-Präsidentin des Vereins Jugendlohn.
Das Modell eignet sich nach den Empfehlungen des Vereins Jugendlohn für Kinder ab 12 Jahren, und kann dazu beitragen, dass sich viele unangenehme Diskussionen zwischen Eltern und Kindern erübrigen. «Jugendliche, die zum Beispiel ihre Kleider selber kaufen müssen, kaufen nur, was sie wirklich anziehen, geben mehr Sorge zu den Kleidern und verlieren sie weniger. Zudem freuen sie sich auch wieder vermehrt, wenn sie ein Kleidungsstück geschenkt bekommen. Zum Beispiel, wenn sie auf Weihnachten einen Pullover bekommen», so Nicole Gysin. Wichtig ist, dass in der Familie im Voraus klar geregelt wird, was alles mit dem Jugendlohn bezahlt werden muss und was nicht.
jugendlohn.ch
Der gemeinnützige Verein Jugendlohn wurde vom Entwickler des Jugendlohns, dem Psychologen Urs Abt (1940–2022), der Müller-Möhl Foundation, der Stiftung Pro Juventute, Elternbildung CH, der Schuldenberatung Aargau-Solothurn, und der Schuldenprävention der Stadt Zürich gegründet. Der Verein setzt sich für die Verbreitung des Modells des Jugendlohns in der Schweiz ein. Weitere Aktivmitglieder sind Plusminus – Budget- und Schuldenberatung Basel und Chindernetz Bern. Für Eltern und Fachleute stellt der Verein in Kursen und auf seiner Webseite entsprechende Ressourcen und Informationen zur Verfügung.
Mit dem Jugendlohn den Umgang mit Geld lernen
Der Jugendlohn fördert die Autonomie sowie Selbstverantwortung von Kindern in Finanzfragen und hat sich deshalb als Instrument zur Schuldenprävention in der Schweiz etabliert.
Kinder werden preisbewusster, lernen mit Geld umzugehen, langfristig zu planen und für grosse Anschaffungen oder Wünsche zu sparen. Das stärkt das Selbstvertrauen und kann bei der Vorbereitung aufs Erwachsenenleben helfen.
Aber auch die gesamte Familie kann vom Jugendlohn profitieren. Zum einen werden die Eltern entlastet, weil das Thema Geld für weniger Diskussionen und Konflikte sorgt, zum andern kann der Jugendlohn sachliche Gespräche über die Lebenskosten vereinfachen.
Vor allem in der ersten Zeit nach der Einführung kann der Umgang mit dem Jugendlohn das Kind aber auch vor neue Herausforderungen stellen. Beispielsweise wenn es früh im Monat zu viel gekauft hat und in einen finanziellen Engpass kommt. Hier ist es wichtig, dass die Eltern dem Kind beratend zur Seite stehen und allenfalls gemeinsam einen Budgetplan aufstellen.
Wie hoch soll der Jugendlohn sein?
Die Höhe des Jugendlohns ist sehr individuell. Er muss ins Budget der Familie passen und die Kosten, die das Kind neu selbst bezahlen soll, komplett abdecken. Der Verein Jugendlohn empfiehlt als Grundlage zuerst die jährlichen Ausgaben für alle Bereiche zu berechnen, welche das Kind in Zukunft selber tragen soll. Der Betrag wird anschliessend durch 12 geteilt und mit dem bisherigen monatlichen Sackgeld zusammengerechnet. Das Resultat ist der neue Jugendlohn, den die Eltern ihrem Kind jeden Monat auszahlen.
Anstatt zuerst eine detaillierte Ausgabenübersicht zu erstellen, kann man sich auch an einer einfachen Faustregel orientieren. Familie Zuberbühler aus dem Kanton Luzern macht es vor: Der Jugendlohn der beiden Söhne entspricht dem Alter plus eine Null hintendran. Was der Nachwuchs damit alles selbst berappen muss, erzählt die Familie in folgender Reportage.
Eine Vorlage für die Berechnung des Jugendlohns und weitere hilfreiche Unterlagen finden sich hier.
Tipps für die Einführung eines Jugendlohns
Die Einführung des Lohns ist für Eltern und Kinder eine grosse Umstellung. Diese Tipps helfen bei der Umsetzung:
- In der Familie sollte gemeinsam entschieden werden, ob und wie der Jugendlohn eingeführt wird. Die Höhe des Betrags und welche Lebenskosten der Nachwuchs damit tragen soll beschliessen die Eltern. Alle weiteren Vereinbarungen sollten sie zusammen mit ihrem Kind treffen.
- Die Eltern sollten einfache und klare Rahmenbedingungen formulieren, die dem Kind Orientierung geben aber auch Freiräume lassen. Beispielsweise zu welchem Anteil des Lohns Kleider selbst bezahlt werden müssen und welchen Anteil des Lohns das Kind frei für anderes einsetzen darf.
- Sämtliche Abmachungen sollen schriftlich festgehalten werden. Eine Vorlage des Vereins Jugendlohn findet sich unter diesem Link.
- Eltern können ihr Kind beim Eröffnen eines eigenen Kontos unterstützen, auf das der Jugendlohn einbezahlt wird.
- Eltern sollten ihr Kind auch Erfahrungen sammeln lassen und sich bewusst sein, dass der Nachwuchs auch Fehler machen darf, um später daraus zu lernen.
Weitere Informationen zum Jugendlohn
Alles rund um den Jugendlohn sowie hilfreiche Arbeitsblätter und Unterlagen finden Eltern auf der Webseite des Vereins Jugendlohn.