Lootboxen: die umstrittene Beute in Games
Rebecca Nussberger 4 Minuten

Lootboxen (Deutsch: Beutekisten) sind Spielelemente von Computer-, Video- oder Handy-Games. Mit den Boxen erhalten Gamer und Gamerinnen virtuelle Gegenstände oder Zusatzinhalte für das Spiel. Das Problem dabei: Oft kostet das Öffnen der Lootboxen echtes Geld…

Was ist eine Lootbox?

Lootboxen – zu deutsch Beutekisten – sind virtuelle Behälter in Games, die mit zufällig ausgewählten Objekten gefüllt sind. Das können zum Beispiel Outfits für die Spielfigur sein, welche ausschliesslich einer optischen Aufwertung dienen. Die Kisten können aber auch Ausrüstungsgegenstände oder virtuelle Währungen enthalten , die Spielern im Game einen Vorteil bringen. In den meisten Fällen ist es möglich, sich das Öffnen der Kisten durch das Erfüllen bestimmter Aufgaben im Spiel selber zu verdienen.

Bei sehr vielen Games kann man sie auch gegen In-Game-Währung oder echtes Geld direkt kaufen. Dies geht in der Regel einiges schneller, ist aber natürlich teurer. Damit erinnern Lootboxen sehr stark an Sammelbilder, wie etwa die Panini-Bilder bei grossen Fussballturnieren. Bis das Sammelhelft mit den Fussballidolen durch Tauschen voll ist, braucht man Zeit und Geduld. Kauft man dagegen viele Päckchen am Kiosk, geht es schneller – und das Sackgeld ist schneller weg.

Handelt es sich bei Lootboxen um Glücksspiel?

Die Krux an Lootboxen: Wie wertvoll der Inhalt wirklich ist, weiss man erst nach dem Öffnen. Das sorgt für Nervenkitzel und für grosse Freude, wenn ein seltener Gegenstand in der Box war. Die mangelnde Transparenz ist aber auch der Hauptgrund für Kritik. Zufall und Glück sind entscheidende Gewinnfaktoren. Das interkantonale Glücksspielsuchtpräventions-Programm «Spielen ohne Sucht» bezeichnet Lootboxen daher als Glücksspielelemente innerhalb von Games. Problematisch ist zudem, dass In-Game-Währungen den echten Preis für das Öffnen verschleiern.

Belgien und die Niederlande reagierten bereits 2018 und kategorisierten Lootboxen als illegales Glücksspiel. Ohne entsprechende Lizenz sind sie dort seither verboten. In der Schweiz hingegen ist der Gebrauch von Lootboxen noch nicht reguliert. Auch die Videospiel-Branche selber hat zumindest teilweise reagiert. So können Spieler beispielsweise die möglichen Gewinne und die Gewinnwahrscheinlichkeiten für einzelne Gegenstände häufig einsehen, bevor sie die Lootboxen öffnen.

Lootboxen und Spielsucht

Das Schweizer Suchtpanorama 2022 von Sucht Schweiz zeigt auf, dass durch Lootboxen und andere Arten von In-Game-Käufen die Grenzen zwischen Video- und Geldspielen immer mehr verschwimmen. So bezeichnet der Bericht Kaufsysteme wie Lootboxen in Videospielen als problematisch. Dadurch, dass die Spieler und Spielerinnen beim Kauf nicht wissen, was sie tatsächlich erhalten, haben Lootboxen Glücksspielcharakter.

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Game-Käufe sind ein Teil des Geschäftsmodells

Die Ausgaben für In-Game-Käufe wie Lootboxen mögen für die einzelnen Spieler und Spielerinnen zwar beschaulich und tragbar sein. Über die gesamte Gaming-Community gesehen bringt das Geschäft mit den Lootboxen den Herstellern beträchtliche Summen ein. In Deutschland stammt ungefähr die Hälfte der Einnahmen aus In-Game-Käufen. Sie sind daher wesentlicher Teil des Geschäftsmodells.

Tipps für Eltern: für einen bewussten Umgang mit Lootboxen

  • Legen Sie mit Ihrem Kind zusammen ein monatliches «Game-Budget» fest. Damit das Kontingent nicht überzogen werden kann, bietet sich zum Beispiel eine Paysafecard oder eine andere Prepaid-Bezahlkarten an, auf die der vereinbarte Betrag jeweils vorgängig übertragen wird.
  • Für Kinder ab 12 Jahren, denen Sie mehr Handlungsspielraum überlassen möchten, eignet sich auch ein Jugendlohn. Es ist wichtig, dass Jugendliche ihre Finanzen selbst einteilen lernen.
  • Ganz gleich wie viel Autonomie Sie Ihren Kindern übergeben, als Elternteil lohnt es sich, die Games darauf zu prüfen, ob sie Lootboxen und andere In-Game-Käufe und beinhalten. Und wie Transparent die Kosten und Wahrscheinlichkeiten ausgewiesen sind.
  • Diskutieren Sie Problematiken von Lootboxen und anderen In-Game-Käufen offen mit Ihren Kindern und weisen Sie sie auf die Gefahren hin.
  • Hören Sie Ihren Kindern aber auch gut zu und versuchen Sie es zu verstehen. Oftmals lauert hinter der Verlockung ein gewisser Zugehörigkeitsdruck – sei es in der Online-Community oder in der Schule.