Kostgeld – Welcher Betrag ist angemessen?
Kostgeld – Was dürfen Kost und Logis im Elternhaus kosten?
Gil Waeger 4 Minuten

Sobald Kinder ihr eigenes Geld verdienen, stellt sich die Frage, ob und inwieweit sie sich finanziell am Haushalt beteiligen sollen. Am Thema Kostgeld scheiden sich häufig die Geister: Ist eine Abgabe vom Lehrlingslohn gerechtfertigt? Und falls ja, wie hoch soll der Beitrag sein?

Mit dem Beginn der Lehre oder dem ersten Job fängt für Jugendliche und junge Erwachsene ein neuer Lebensabschnitt an. Der erste Lohn bedeutet in der Regel mehr finanzielle Freiheiten. Gleichzeitig sind sich viele Jugendliche nicht von Anfang an bewusst, wie hoch die Kosten für die Haushaltsführung effektiv sind und welchen Wert Haushaltsarbeit hat.

Kostgeld sensibilisiert junge Erwachsene für die Haushaltskosten

So lange ein Kind bei den Eltern wohnen bleibt, sind Abgaben für die Verpflegung und den Haushalt, das sogenannte Kostgeld, daher ein wichtiges Thema. Jugendliche und junge Erwachsene übernehmen damit einen Anteil an den Haushaltskosten der Familie.

So erfahren sie direkt am eigenen Portemonnaie, wie viel Geld das Führen eines Haushalts kostet und lernen, ihr Geld einzuteilen. Gleichzeitig zeigt ihnen das Kostgeld, dass Haushaltsarbeiten wie Putzen, Kochen und Einkaufen nicht selbstverständlich sind. Sondern, dass auch diese einen Wert haben.

Jugendlohn: ein erster Schritt in die finanzielle Selbstständigkeit

Bereits vor dem Start in die Erwerbstätigkeit kann die Einführung eines Jugendlohns ein sinnvoller Schritt sein. In der Regel bezahlen Jugendliche vom Jugendlohn ihre variablen Kosten wie Kleidung oder Öv-Billette selber. Die Fix- und Haushaltskosten tragen weiterhin die Eltern. Dadurch müssen sich Jugendliche bewusst mit ihren finanziellen Mitteln auseinandersetzen und lernen, selbstständig zu budgetieren.

Die Höhe des Kostgelds sollte individuell abgemacht werden

Der «richtige» Betrag für die Haushaltsabgabe hängt aber immer von verschiedenen Punkten ab und muss in jeder Familie individuell abgemacht werden. Wichtig ist, gemeinsam in der Familie über das Thema zu sprechen und ein Budget für das Kind aufzustellen. Es ist sinnvoll, auch die finanzielle Lage der Familie zu berücksichtigen. Anhand dieser Punkte kann anschliessend die Höhe der Abgabe für die Haushaltskosten bestimmt werden.

Was sagt das Gesetz?

Grundsätzlich gilt: Was Jugendliche durch die eigene Arbeit verdienen, gehört auch ihnen. Eltern können von ihren Kindern aber gemäss ZGB Art. 323 einen Betrag für Kost und Logis verlangen: «Lebt das Kind mit den Eltern in häuslicher Gemeinschaft, so können sie verlangen, dass es einen angemessenen Beitrag an seinen Unterhalt leistet». Richtwerte oder Grenzen für die Höhe des Betrags gibt das Gesetz aber nicht vor.

Grundregeln für die Bestimmung des Kostgelds

Folgende Grundregeln können beim Bestimmen der Höhe des Beitrags an die Haushaltskosten helfen:

  • Bis zu einem Lohn von 550 Franken ist es sinnvoll, wenn Kinder die Kosten für Handy, öV und Freizeit selber bezahlen, aber kein zusätzliches Kostgeld abgeben.
  • Beträgt der Monatslohn über 550 Franken ist ein Beitrag für die Mahlzeiten und Haushaltsarbeiten, die Lernende zu Hause beanspruchen, angemessen.
  • Ab einem Lohn von über 1000 Franken können Eltern mit dem Kind vereinbaren, dass es einen Teil der Krankenkassenprämie übernimmt.
  • Gemäss Pro Juventute sind zwischen 10 und 20 Prozent des Lehrlingslohns eine sinnvolle Orientierungsgrösse bei der Bestimmung der Abgaben zu Hause.

Der Dachverband Budgetberatung Schweiz stellt Budgetvorlagen und Dokumente zu Verfügung, die bei der Festlegung des Kostgelds helfen können.

Richtlinien Kost und Logis herunterladen (PDF)

Budgetvorlage für Lernende herunterladen (PDF)

Budgetvorlage für Studierende herunterladen (PDF)