Der Lohn ist das, was wir für geleistete Arbeit erhalten. Sowohl beim Neuantritt einer Stelle wie auch bei allgemeinen Lohngesprächen kann dieser verhandelt werden. Doch wie geht man dabei vor und wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen? Was es bei Lohnverhandlungen zu beachten gilt und Tipps einer Expertin.
Wie geht man bei Lohnverhandlungen vor?
Der Lohn ist nicht der einzige Punkt, der die Zufriedenheit am Arbeitsplatz bestimmt – aber er spielt sicher eine nicht unwesentliche Rolle. Umso wichtiger ist das Verhandlungsgeschick beim Lohngespräch. Egal, ob es im laufenden Arbeitsverhältnis oder vor dem Antritt einer neuen Stelle stattfindet. Wer das Lohngespräch erfolgreich gestalten will, sollte daher einige Punkte beachten.
Mit folgenden Tipps können Sie Ihr Kind unterstützen, mit einem positiven Gefühl in die Lohnverhandlung zu gehen:
1) Konkrete Lohnvorstellungen äussern
Beim Antritt einer neuen Stelle ist es ratsam, den (realistischen) Lohnwunsch im Vorfeld aktiv zu kommunizieren. Die wichtigste Richtgrösse ist der branchenübliche Lohn für die Stelle. Aber individuelle Faktoren, wie die Ausbildung, die Fähigkeiten und die konkrete Arbeitserfahrung beeinflussen den Lohn.
«Wünscht Ihr Kind in der aktuellen Tätigkeit mehr Lohn, sollte es mit guten Argumenten das Gespräch mit der vorgesetzten Person suchen», so Angélique Hulliger, Head of Human Resources bei der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion des Kantons Bern. Es sei ratsam, offen zu bleiben, und im Lohngespräch aufzuzeigen, welche Aufgaben neu dazugekommen sind. So könne man gemeinsam nach einer Lösung suchen.
2) Flexibilität ist gefragt
Der Lohn ist nicht das Einzige, was Arbeitgebende in punkto Vergütung bieten können. Vielleicht ist es möglich, einen Teil der Pendelkosten erstattet zu bekommen oder mehr Tage im Homeoffice arbeiten zu können. Oder man kann eine geringere Jahresarbeitszeit oder ein geringeres Pensum aushandeln. Auch junge Arbeitnehmende sollten sich nicht scheuen, ihre Bedürfnisse und Erwartungen klar zu kommunizieren. In vielen Fällen lassen sich so Mittelwege finden, die für alle stimmen.
Wie weiss man, welcher Lohn gerechtfertigt ist?
Ob es sich um eine ganz neue Anstellung in einem neuen Unternehmen handelt oder lediglich die Stelle im Unternehmen gewechselt hat, spielt bei den Lohnverhandlungen keine Rolle. Es gibt verschiedenen Punkte, die bei den Verhandlungen um den Lohn in Betracht gezogen werden. Einerseits ist dies der Job selber, das Alter, die Ausbildung wie auch die Arbeitserfahrung und der Arbeitsort. Auf lohnrechner.ch können Sie all diese Werte eingeben. Als Resultat wird Ihnen dann ein branchenüblicher Lohn angezeigt.
3) Den richtigen Zeitpunkt abwarten
Bestenfalls ist der Lohn ein fixes Thema in jedem Vorstellungs- und Mitarbeitendengespräch. Aber auch innerhalb eines Gesprächs gibt es richtige und falsche Zeitpunkte, den Lohn zu thematisieren. Es ist oft sinnvoll, den Lohn erst gegen Ende anzusprechen. So kann man zunächst andere administrative Punkte klären und seine eigenen Argumente vorbringen, weshalb der gewünschte Lohn gerechtfertigt ist.
4) Zu hohe Forderungen vermeiden
Wer das erste Lohnangebot nicht gleich annimmt, kann oft noch etwas herausholen. Aber: zu hohe Forderungen sollte man unbedingt vermeiden. Ausserdem sind Drohungen auf keinen Fall zielführend. Aussagen wie, «dann müssen Sie jemand anderes suchen», kommen selten gut an. Insbesondere bei einem Lohngespräch im laufenden Arbeitsverhältnis sind Argumente die bessere Verhandlungsgrundlage.
5) Auf Gegenargumente vorbereitet sein
In der Regel kann man nicht alle seine Lohnwünsche ohne Widerspruch durchbringen. Umso wichtiger ist es, auf Gegenargumente vorbereitet zu sein und die eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen sowie erfolgreich abgeschlossene Projekte und Ausbildungen klar aufzeigen zu können. So kann man ein zu tiefes Angebot stichhaltig kontern.
Wie bereitet man sich auf eine Lohnverhandlung vor?
Vor jedem Lohngespräch ist es wichtig, sich auf die Verhandlungen vorzubereiten. «Bei einer Lohnverhandlung in derselben Unternehmung ist es zudem ratsam, zuerst die Stellenbeschreibung anzuschauen», rät Angélique Hulliger. Haben sich die Tätigkeiten stark verändert? Sind neue Aufgaben dazugekommen? Das bietet gute Argumente für eine Lohnverhandlung.
Worüber sollte man sich im Vorfeld alles Gedanken machen? Angélique Hulliger sagt, was es zu beachten gilt:
- Spielen Sie die Lohnverhandlung mit Ihrem Kind einmal durch. Dabei ist vor allem der Einstieg von zentraler Bedeutung. Wenn dieser sitzt, läuft das Gespräch danach meist von selbst. Zudem kann so oft auch die Nervosität genommen werden.
- Überlegen Sie zusammen mit Ihrem Kind, welche Tätigkeiten gefragt sind und vergleichen Sie den Lohn mit ähnlichen Stellen. Dafür rät Angélique Hulliger zur Plattform kununu.
- Kommen eventuell auch andere Fringe Benefits in Frage? Gerade für junge Menschen können Weiterbildungen interessant sein. Unter Umständen sind die Arbeitgebenden bereit, einen Teil der Kosten zu übernehmen.
- Erstellen Sie zusammen mit Ihrem Kind eine Liste mit Arbeiten, die in der letzten Zeit angestanden sind, jedoch nicht in der Stellenbeschreibung erwähnt werden.
- Tragen Sie in einer Liste zusammen, für welche Tätigkeiten Ihr Kind besonderes Lob erhalten hat.
- Raten Sie Ihrem Kind, sich langsam ans Lohngespräch anzutasten. Es kann beispielsweise offen sagen, dass es in nächster Zeit gerne über die Zukunft und die Tätigkeiten sprechen würde.
- Empfehlen Sie Ihrem Kind, sich selber treu zu bleiben und für die eigenen Argumente einzustehen. Dabei sollten die Argumente für eine Lohnerhöhung immer handfest und belegbar sein.
Darf man den Lehrlingslohn verhandeln?
In der Berufsausbildung gibt es keinen vom Gesetz vorgeschriebenen Mindestlohn. Viele Berufsverbände geben allerdings konkrete Empfehlungen ab, an die sich die Lehrbetriebe in der Regel halten. Lohnverhandlungen sind daher für Lernende meist nicht nötig oder zweckdienlich. Allerdings können Lehrbetriebe andere Leistungen anbieten, beispielsweise einen Anteil an den Kosten für den ÖV oder interne Weiterbildungen.
Wie stark sollte man beim Berufseinstieg auf den Lohn achten?
Beim Berufseinstieg sollten die Erwartungen an den Lohn ein wenig zurückgeschraubt werden. Aufgrund fehlender Berufserfahrung fällt das Gehalt gleich nach der Lehre oder dem Studium meist noch nicht sehr hoch aus. Es gilt hier aber zu beachten, dass der Arbeitgeber je nach Branche an einen Gesamtarbeitsvertrag gebunden ist, der einen Mindestlohn vorschreibt. Dieser darf nicht unterschritten werden.
Zudem dient die erste Stelle nach der Ausbildung oft dazu, erste Erfahrungen zu sammeln und Fuss im Berufsleben zu fassen. Unter Umständen ist es ausserdem möglich, den tieferen Lohn mit «Fringe Benefits» – also sonstigen Goodies wie das Übernehmen von Ausbildungskosten oder ähnlichem – zu kompensieren.