kakebo-mit einem Taschengeldplaner den Umgang mit Geld lernen
«Kakebo» – der Schlüssel zu einem achtsamen Umgang mit Geld
Esra Akdeniz 6 Minuten

Die Übersicht über die eigenen Ausgaben behalten und dabei schlechte Gewohnheiten ablegen? Das Zauberwort heisst «Kakebo» und beschreibt die japanische Art, achtsamer mit Geld umzugehen. Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung fällt es dem Nachwuchs leichter, seine Ziele zu erreichen.

Bewusst konsumieren und sparen – mit Kakebo

In Japan gehört Minimalismus zum guten Ton. Das umfasst auch die eigenen Finanzen. Das Führen eines Haushaltsbuchs, eines Kakebo (Aussprache: «Ka-kei-bo»), soll dabei helfen. Die Technik ist in erster Linie dazu da, den Umgang mit dem eigenen Geld achtsamer zu gestalten und unnötige Ausgaben zu vermeiden. Im besten Fall bedeutet das auf Dauer, dass mehr gespart werden kann. Das Wort «Kakebo» steht nicht nur für die Technik selbst, sondern gleichzeitig auch für das verwendete Notizbuch.

Neu ist Kakebo nicht: Die Methode wurde bereits vor mehr als 100 Jahren entwickelt. Im Westen ist das Konzept aber erst vor wenigen Jahren angekommen.

So funktioniert Kakebo

Die japanische Methode für den achtsameren Umgang mit Geld erfreut sich bei Gross und Klein wachsender Beliebtheit. Sie verschafft Übersicht über den tatsächlichen Geldfluss und lässt das Kind volle Kontrolle über sein Geld ausüben. Und so geht’s:

1: Schreibmaterialien bereitlegen

Kakebo funktioniert ganz ohne Elektronik. Alles, was es dazu braucht sind ein Notizbuch mit kariertem Papier (Kakebo) und ein Stift. Für jüngere Kinder darf es ruhig mehr sein: mit Glitzerstiften, Stickern und Farben wird jeder Planer zu einem Hingucker. Ein bunter Umschlag für das Kakebo macht gute Laune und das tägliche Ausfüllen fällt einem gleich leichter.

2: Ausgaben in Kategorien unterteilen

Nach der Kakebo-Methode werden die Ausgaben in vier Kategorien unterteilt:

KulturWunschNotwendigkeitUnerwartetes

Mit «Kultur» sind beispielsweise Ausflüge oder Kinobesuche gemeint. «Wunsch» bezeichnet grössere oder kleinere Ausgaben, wie sie bei Hobbies oder Online-Käufen anfallen können. Unter «Notwendigkeit» sind zwingende Ausgaben, wie etwa das Kostgeld oder Handyrechnungen zu kategorisieren. «Unerwartetes» entspricht schliesslich allen Ausgaben, die ursprünglich nicht geplant waren.

3: Ausgabenhöhe festlegen

In einem nächsten Schritt trägt man alle Einnahmen und Ausgaben zu Monatsbeginn ins Kakebo ein. Zu den Einnahmen zählen das Taschengeld oder der Jugendlohn, Geldgeschenke und die Bezahlung für einen Ferien- oder Sackgeldjob. Zu den Ausgaben gehören fixe wiederkehrende Kosten, wie zum Beispiel Abokosten für Handy oder den ÖV.

4: Ziele festlegen

Ebenfalls zu Monatsbeginn schreibt man lang- und kurzfristige Ziele auf und führt eine Liste mit Vorsätzen wie z.B. weniger ins Kino gehen. Dann wird notiert, wie viel die veränderten Gewohnheiten einsparen. Ein Beispiel: viermal in der Woche zu Hause statt auswärts essen spart 48 Franken pro Woche oder 184 Franken im Monat. Das gesparte Geld am Anfang des Monats kann man dann in eine Spardose legen oder auf ein separates Konto überweisen.

5: Regelmässig über die Finanzen nachdenken

Schliesslich werden die Ausgaben täglich ins Kakebo eingetragen. Am Monatsende zieht man Bilanz: Jetzt ist der Zeitpunkt, um nochmals die eigenen Vorsätze zu prüfen. Hier können Eltern wertvolle Unterstützung bieten und gemeinsam mit den Kindern ermitteln, wo Ausgaben noch optimiert werden können, oder welche Verhaltensmuster beim Geldausgeben zu erkennen sind. Jetzt gilt es, innezuhalten und sich wichtige Fragen zu stellen: Wie fühlt es sich am Ende des Zeitraumes an, wenn das definierte Ziel erreicht oder verpasst wurde? Es gilt also Stärken zu erkennen und Schwachstellen zu ermitteln, um diese im folgenden Monat zu verbessern.

Mit Kakebo reflektieren Kinder spielerisch ihren Umgang mit Geld

Die japanische Art der Geldeinteilung und -planung lehrt den Nachwuchs auf einfache Art und Weise, die eigenen Ausgaben selbstständig zu planen. Ziele zu setzten und den eigenen Umgang mit Geld bewusst und regelmässig zu überdenken werden damit zur Gewohnheit. Wichtig dabei: durch die kreative Herangehensweise bleibt insbesondere Kindern die Motivation lange erhalten. Noch kleine Kinder sind beim Einteilen des Taschengeldes bei jedem Schritt stark auf die Unterstützung der Eltern angewiesen.

Mit steigendem Alter können Jugendliche aber vieles selbstständig erarbeiten. Durch das Hinzufügen von zusätzlichen Kategorien wächst Kakebo mit den Bedürfnissen der Jugendlichen mit. Regelmässige Gespräche über Geld und das Budget in der Familie bleiben dabei wichtig. Insbesondere bei grossen Veränderungen, etwa wenn ein Kind seinen ersten Lehrlingslohn erhält, können die Eltern mit ihrer eigenen Erfahrung eine grosse Unterstützung sein.

Mehr Inspirationen und Vorlagen, wie Sie ein Kakebo gestalten können, finden Sie online.

Diese fünf Gründe sprechen für die Erstellung eines Kakebo

  1. Für Ordnung sorgen Ein Kakebo ist ein praktisches Mittel, um Ausgaben einfach und mit System zu organisieren.
  2. Kontrolle behalten Die tägliche Erfassung der Ausgaben hilft, den täglichen Einkauf zu kontrollieren und diese nach Notwendigkeit einzuordnen.
  3. Ersparnisse vergrössern Mit Kakebo kann man Gewohnheitsmuster und Schwachstellen erkennen. Durch einen achtsamen Umgang lassen sich Ausgaben um bis zu 30 Prozent verringern.
  4. Disziplin lernen Das tägliche Aufschreiben der Ausgaben von Hand stärkt die Selbstdisziplin und ermöglicht den Verzicht auf überflüssige Käufe.
  5. Gelassen bleiben Die Kontrolle über die eigenen Ausgaben stärkt das Selbstbewusstsein und wirkt Stress entgegen.